Sonnenwinde und Polarlichter

Zum Abschluss der Unterrichtseinheit „Das Erdmagnetfeld“ haben sich die neunten Klassen mit Polarlichtern und ihrer Entstehung beschäftigt.

Polarlichter —Der Mythos „Himmelsfeuer” (spaceweather.com/aurora/gallery.html)

Ein Thema wie gemalt für den Online-Unterricht, weil es dazu viele Bilder und Filme zu betrachten gibt. Der Rücklauf zum Thema „Polarlichter und deren Deutungen in verschiedenen Kulturen“ war eher schwach, beflügelte aber einige Schüler, angeregt durch die Bilder, zu erstaunlichen Phantasieerzählungen. Die von Lena Deinzer, ist von dieser Leuchterscheinung inspiriert und sei hier stellvertretend abgedruckt. Nichts für schwache Gemüter!

Christof Wittmann


Der Tritt in den Rücken von Lena Deinzer

„Die Lichter erscheinen wieder!”, rufe ich aufgebracht. Wenige Minuten später, steht auch schon mein Vater an der Tür. „Papa, darf ich heute mitgehen?”, bettle ich ihn an. Doch alles, was ich als Antwort zurückbekomme, ist ein stumpfes Nein. Es sei wieder zu gefährlich für mich. Mit strengem Blick schaut mir mein Vater in die Augen. „Ich weiß nicht, ob du schon bereit dafür bist, Paul” meint er. „Natürlich bin ich das!”, antworte ich, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Zu meiner Überraschung wirft er mir meine Jacke und ein paar Schuhe zu. Jetzt kann es los gehen, denke ich mir.
Draußen herrscht Totenstille. Der Schnee knirscht unter unseren Sohlen und der Wind pfeift durch meine Haare. Hätte ich nur meine Mütze mitgenommen! „Paul”, ruft mein Vater, „Ich muss dir etwas erzählen, das du wissen musst. Immer, wenn die grünen Lichter erscheinen, hinterlassen die Mächte eine Botschaft. Sie warnen uns, geben uns Rat oder verängstigen uns. Doch oftmals spricht auch der Teufel aus ihnen.” Still trabe ich weiter hinter meinem Vater her bis er plötzlich stehen bleibt. Der Himmel beginnt in grünen Farben zu leuchten.
„Was siehst du?” „Ich … ich weiß nicht”, antworte ich betrübt. „Konzentrier dich!” „Doch, ich sehe etwas! Ich erkenne einen Menschen, der eine Klippe hinunterstürzt. Doch nicht einfach so. Es scheint, als hätte ihm jemand, nachdem er triumphierend an der Klippe stand, einen Tritt in den Rücken verpasst.” Es vergingen ein paar Minuten.
„Papa, was kann das bedeuten?”, frage ich leicht verängstigt. „Hör zu, mein Sohn! Wir haben doch die Auseinandersetzung mit unserem Nachbarstamm gewonnen, weißt du noch? Womöglich warnen uns die Geister. Wir müssen uns in Acht nehmen, vorbereitet sein und dürfen uns nicht ausruhen, denn sie werden uns in den Rücken fallen, wenn wir es am wenigsten erwarten. Wir müssen gehen. Sofort!” Langsam bricht Panik in mir aus und es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter. „Papa was geschieht hier? Sind wir in Gefahr?”
Zunächst war, was ich als Antwort bekam, der Schall von Schüssen in der Luft, in meinem Ohr. „Renn mein Sohn, renn so schnell du kannst, zurück zu deiner Mutter, ich komme nach!” Es waren die letzten Worte, die Paul von seinem Vater je hörte.